In der Zeitung "Allgemeiner Anzeiger" vom 17. Oktober 1938 findet sich folgende Beschreibung:

"Ein folgenschweres Eisenbahnunglück ereignete sich am Sonnabend vormittag auf der Strecke Lüchow—Salzwedel in der Kurve hinter der Lüchower Scheune beim Kilometerstein 13,6, wo der in Lüchow gegen 10.20 Uhr eintreffende Güterzug entgleiste. Die Lokomotive wurde aus den Schienen geworfen, fuhr noch eine kurze Strecke neben den Schienen und legte sich dann rechts neben dem Bahnkörper auf die Seite. Acht Güterwagen des 52 Achsen zählenden Zuges schoben sich ineinander und bildeten einen unentwirrbaren Knäuel von Holz und Eisenteilen. Der Lokomotivführer Stielau und der Heizer Neu, beide aus Salzwedel, konnten aus der umgekippren Lokomotive herauskriechen. Der Zugführer Sobotta und der Hilfs-Zugschaffner Karl Schulz, beide ebenfalls aus Salzwedel, konnten sich in Sicherheit bringen und erlitten nur geringe Verletzungen, während der Hilfs-Zugschaffner Lühmann aus Salzwedel im Packwagen so fest eingeklemmt wurde, daß er sich nicht retten konnte, als der Packwagen zu brennen anfing. Er erlitt sehr schwere Brandwunden; ärztliche Hilfe wurde sofort aus Lüchow requiriert. Lühmann wurde in das Salzwedeler Kreiskrankenhaus überführt, wo ihn am Nachmittag der Tod von seinen Leiden erlöste. In Lüchow rief kurz nach dem Unglück die Sirene die freiwillige Feuerwehr zur Hilfeleistung nach der Unfallstelle, wo sich auch bald Samariterund Samariterinnen aus Lüchow einfanden. Gegen 1/2 12 Uhr traf ein Hilfszug mit Ärztewagen aus Uelzen ein. Durch Postbeamte wurde sofort eine Fernsprechmöglichkeit hergestellt, so daß von der Unfallstelle aus Verbindung mit den zuständigen Dienst- und Aufsichtsstellen aufgenommen werden konnte, worauf bald höhere Reichsbahnbeamte, Vertreter der Staatsanwaltschaft in Lüneburg, das Verkehrsunfall-Kommando usw. erschienen, die sofort Ermittelungen über die Ursache des Unglücks aufnahmen, die auch am gestrigen Sonntag noch fortgesetzt wurden und noch nicht abgeschlossen sind. Verschiedene Umstände lassen aber die Möglichkeit, daß etwa ein beschädigter Bahnkörper das Unglück herbeigeführt hat, nicht zu, wohl aber ist anzunehmen, daß ein auf die Schienen gelegter Fremdkörper (man fand eine stark verbogene Eisenroste) die Entgleisung der Lokomotive verursacht hat. Die Untersuchungen bewegen sich nach dieser Richtung hin.

Die Aufräumungsarbeiten am Sonnabend gestalteten sich recht schwierig, da die acht entgleisten und ineinander geschobenen Güterwagen teilweise die Böschung herabgestürzt waren, so daß mit Schweißapparaten gearbeitet werden mußte. Am gestrigen Sonntag konnte der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Lüchow und Salzwedel wieder aufgenommen werden, am Sonnabend wurde derselbe dadurch aufrecht erhalten, daß zwischen Lüchow und Dannenberg ein Zug-Pendelverkehr eingerichtet wurde, während zwischen Lüchow und Salzwedel Pendel-Postautos den Verkehr aufrecht erhielten. — Der Sachschaden an Wagenmaterial ist sehr erheblich, während die Güter verhältnismäßig nur wenig beschädigt wurden.

Der Schauplatz des Eisenbahnunglücks war gestem das Ziel zahlreicher Volksgenossen."

Siehe auch ID 11607 und 11608.

Am 24.10.1938 wird ergänzend berichtet:

"Über das Eisenbahnunglück, das sich am 15. ds. Mts. bei Lüchow ereignete, hat die Untersuchung bisher noch zu keinem bestimmten Ergebnis geführt. Nach den bisherigen Feststellungen ist, wie auch durch ein am Tatort gefundenes Eisenstück einwandfrei festgestellt wurde, anzunehmen, daß es sich hier um einen verbrecherischen Anschlag handelt. Für die Ermittelung hat die Reichsbahndirektion Hannover eine Belohnung von 300.— Mk. ausgesetzt. Hoffentlich gelingt es, den oder die Täter zu ermitteln, denn neben einem Menschenleben steht auch noch ein großer Materialschaden zu Konto. Etwaige Beobachtungen sind der zuständigen Polizeidienststelle zu melden, diese wird dieselben vertraulich behandeln."