Ostansicht der Paltrockmühle Bösel

Bösel
Datum: 1978
Zeitraum: 1971 - 1980

NLD-Negativnummer 78-00466/42a

Der ehemalige Standort der Mühle ist auf der ID 29156 erkennbar.

Zu der Mühle gibt es in dem Buch "Aus der Geschichte der Mühlen im Hannoverschen Wendland" folgenden Text auf Seite 121:

"Bock- und Paltrockwindmühle Bösel

Durch den Müller Schwieger wurde die Bockwindmühle 1870 von Perver bei Salzwedel nach Bösel versetzt. 1883 kam sie in den Besitz des Müllers Adolf Pfeffer, der sie 1906 zur Paltrockmühle umbaute. Sein Sohn Adolf Pfeffer übernahm die Mühle 1924."


EJZ vom 11.5.1985:

"Lüchow. „Denkmalpflege wird Niedersachsen großgeschrieben.“ Mit diesen Worten gab CDU-Landtagsabgeordneter Kurt-Dieter Grill bekannt, daß die Landesregierung im Landkreis Lüchow-Dannenberg insgesamt 13 Baudenkmale in Höhe von 438 000 DM in den Jahren 1985 und 1986 fördern werde.
Im einzelnen handele es sich um den Burggang in Lüchow, das Fachwerkhaus Beseland Nr. 8 in Püggen, die Bockwindmühle in Bösel, das Fachwerkhaus Elbstraße 4 in Schnackenburg, die Paltrockmühle in Quickborn, die ehemalige Lateinschule in Plate, das Haus Parum-Schulz in Süthen, das Fachwerkhaus Nr. 1 in Sarenseck, die Wassermühle in Köhlen, das alte Gasthaus in Gusborn, das Fachwerkhaus Predöhl in Gorleben, die Wassermühle in Jameln und das Haus Schloßgraben Nr. 1 in Dannenberg, die mit 15 bis 30 % der Investitionskosten bezuschußt würden."

EJZ vom 3.7.1999:

Windmühle in Bösel explodiert

Bösel. Gegen 3.30 Uhr wurden gestern früh Einwohner aus Bösel aus dem Schlaf gerissen: Mit einer ohrenbetäubenden Explosion war die alte ehemalige Windmühle explodiert! Das denkmalgeschützte Gebäude wurde dabei völlig zerstört. Menschen wurden nicht verletzt. Der Schaden beläuft sich nach Schätzung von Brandschutzprüfer Peter Badtke auf rund 1 Mio. DM. Die Kriminalpolizei hat ermittelt: Es handelt sich um gezielte Brandstiftung mit Gasexplosion. Und: Um die Löscharbeiten zu behindern, hatten die unbekannten Täter sieben Unterflurhydranten mit Zement vergossen, ein Oberflurhydrant am Feuerwehrgerätehaus war mit Bauschaum ausgespritzt worden. In der alten Mühle hatte ein Ingenieurehepaar seine Büroräume eingerichtet.

Ein Augenzeuge berichtete der Feuerwehr, er habe nach der Detonation einen Feuerball, der mehr als doppelt so hoch war wie die rund 14 m hohe alte Mühle, und einen Rauchpilz gesehen. Die Explosion war bis nach Lüchow und Wustrow zu hören. Als die Böseler Feuerwehrleute zum Spritzenhaus kamen, konnten sie ihr Einsatzfahrzeug nicht sofort starten: Unbekannte hatten das Schloß des Spritzenhauses mit Sekundenkleber verschmiert. Bereits Anfang der Woche hatten die Feuerwehrleute in Bösel festgestellt, daß sich Unbekannte an der Tür zum Spritzenhaus zu schaffen gemacht hatten.

Mit etwas Verzögerung kamen die Wehrleute zum Brandherd. Dort war stechender Benzingeruch wahrzunehmen. Als die Feuerwehrleute eine Löschwasserleitung zur brennenden Mühle über eine weite Wegstrecke verlegen wollten, stellten sie fest, daß alle acht Hydranten in der Nähe gezielt unbrauchbar gemacht worden waren. Bis Löschwasser aus dem rund 350 m entfernten Teich am Sportplatz gefördert werden konnte, verging eine gute halbe Stunde.
In der Zwischenzeit waren die Feuerwehrleute aus Lüchow mit dem Tanklöschfahrzeug eingetroffen und hatten die Brandbekämpfung aufgenommen. Einsatzleiter Harald Schulz, Ortsbrandmeister in Bösel, hatte zuvor sofort die Wehren aus Lübbow und Woltersdorf zusätzlich alarmieren lassen. Nach rund einer Stunde hatten die etwa 100 Feuerwehrleute den Brand unter Kontrolle.

Durch die Wucht der Explosion wurden größere Bauteile bis zu 40 Meter weit geschleudert. Kleinere Überreste der Mühle fand der Brandschutzprüfer noch im Umkreis von 100 Metern.

Die Kriminalpolizei nahm sofort die Ermittlungen auf. Die Beamten stellten fest: Es handelt sich um vorsätzliche Brandstiftung. Mehrere Dachrinnen der alten Mühle waren mit Bauschaum abgedichtet und zuvor mit Benzin gefüllt worden. Die Kripospezialisten stellten an Bauteilen, die nicht verbrannt waren, Benzinspuren fest. Auch am Gasanschluß war manipuliert worden, stellten Experten der Hastra fest. „Da sind Täter mit hoher krimineller Energie am Werk gewesen“, betonte Brandschutzprüfer Badtke.

„Wir ermitteln in alle Richtungen“, berichtete Kriminalhauptkommissar Jorg Romanowski, Leiter der Kripo bei der Polizeiinspektion Lüchow-Dannenberg. Unklar ist das Tatmotiv. Die Feuerwehr hatte in der Nähe des Brandherds zwei Jugendliche ausgemacht, von denen die Polizei einen vernahm. Danach teilte Romanowski mit: „Die Jugendlichen kommen wegen der Tatumstände als Täter nicht in Betracht.“
Über das genaue Alter der Mühle ist bei der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis nichts bekannt. Aus dem Mühlenbuch von Friedrich Lange geht hervor, daß die Mühle 1870 von Perver bei Salzwedel nach Bösel versetzt wurde. Denkmalschützer Peter Blaffert schilderte, daß aus der ehemaligen Bockwindmühle später eine Paltrockwindmühle entstand. Im Jahr 1985 wurde das Gebäude, das aus drei Etagen plus Dachgeschoß und Spitzboden bestand, komplett saniert. Die alte Bockwindmühle wurde komplett umgebaut mit 126 m-Wohn- und Nutzfläche sowie 329 m3 umbautem Raum. Das Gebäude wurde im Jahr 1988 in das Denkmalschutzverzeichnis aufgenommen, das beim Landesamt für Denkmalpflege geführt wird. as (Axel Schmidt)
Quelle:    Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Nutzungsrechte: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Scharnhorststraße 1, 30175 Hannover. Nicht gewerbliche Nutzer können das Foto herunterladen und unter Angabe der Quelle frei nutzen. Gewerbliche Nutzer müssen die Bild-/Nutzungsrechte beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege schriftlich einholen.
Mühle
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